Förderpreise 2022 – photography

 

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Anna Aicher, Foto: Alescha Birkenholz

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Anna Aicher

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Anna Aicher

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Anna Aicher

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Sima Dehgani, Foto: Alescha Birkenholz

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Sima Dehgani

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Sima Dehgani

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Sima Dehgani, Foto: Alescha Birkenholz

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Carmen Dobre-Hametner, Foto: Alescha Birkenholz

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Carmen Dobre-Hametner, Foto: Alescha Birkenholz

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Carmen Dobre-Hametner

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Carmen Dobre-Hametner

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Carmen Dobre-Hametner, Foto: Alescha Birkenholz

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Pricillia Grubo, Foto: Alescha Birkenholz

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Pricillia Grubo

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Pricillia Grubo

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Verena Kathrein, Foto: Alescha Birkenholz

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Verena Kathrein

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Verena Kathrein

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Verena Kathrein, Foto: Alescha Birkenholz

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Denis Klausmann, Foto: Alescha Birkenholz

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Denis Klausmann, Foto: Alescha Birkenholz

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Denis Klausmann, Foto: Alescha Birkenholz

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Denis Klausmann, Foto: Alescha Birkenholz

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Denis Klausmann, Foto: Alescha Birkenholz

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Denis Klausmann, Foto: Alescha Birkenholz

Alle zwei Jahre verleiht die Landeshauptstadt München Förderpreise für Bildende Kunst, Architektur, Design, Fotografie und Schmuck. Die Ausstellung „Förderpreise 2022“, die in der Lothringer 13 Halle ab dem 18.03.2022 zu sehen ist, zeigt Werke der Künstler*innen bzw. Büros, die von den Mitgliedern der fünf Fachjurys nominiert wurden. Dieser Eintrag versammelt alle Nominierten im Bereich Fotografie:

Anna Aicher
Sima Dehgani
Carmen Dobre-Hametner
Priscillia Grubo
Verena Kathrein
Denis Klausmann

 

Anna Aicher

Für die Präsentation »Like Father, Like Son« (2020) in der Lothringer 13 Halle führt die Fotografin Anna Aicher Aus- schnitte aus zwei Serien zusammen, nämlich die um 2018 fertiggestellte Arbeit »Beatschuppen« und die namensgebende Serie »Like Father, Like Son«, die in den letzten Jahren aufgenommen wurde. In beiden Werkgruppen kehrt die Fotografin immer wieder zurück in ländliche Gegenden, in denen sie auch aufgewachsen ist. Beatschuppen sind Partyhütten, die sich Heranwachsende als Treffpunkt weit ab von Wohnort und sozialer Kontrolle einrichten, um ungestört reden und feiern zu können. Die Serie »Like Father, Like Son« ist ein fotokünstlerisches Projekt, das vom Fotohof Salzburg betreut und publiziert wurde. Für diese Arbeit hat Anna Aicher im südbayrischen und österreichischen Raum die Landjugend in verschiedenen Brauchtumsvereinen und ländlichen Subkulturen fotografiert. Anna Aicher kreiert ruhige, konzentrierte Bilder. Sie tritt mit ihren Protagonist*innen in einen intensiven Dialog, die Vertrautheit zwischen Modell und Fotografin ist den Bildern anzusehen. Nur so ist es verständlich, dass sich die Personen oft in einer verfremde- ten Umgebung präsentieren, die das bestehende Klischee der Brauchtumsvereine nicht aufkommen lassen. Durch die Verbindung der beiden Werkgruppen macht Anna Aicher deutlich, worin die Bedeutung ihrer Arbeit abseits vom vordergründig sichtbaren Motiv besteht: Es ist der Trans- formationsprozess vom Jugendlichen zum Erwachsenen, der Übergang des Vergangenen in die Gegenwart. In den Gesichtern und Posen der Jugendlichen spiegelt sich diese Unsicherheit und Erwartung, die den Prozess des Heranwachsens begleiten.

– Kurt Kaindl

Anna Aicher, geboren 1993 in Traunstein, ist freie Dokumentar- und Porträtfotografin. Nach einer Ausbildung am Berliner Lette-Verein lebt und arbeitet sie zwischen München und Salzburg. Im Auftrag fotografiert sie für verschiedene Kund*innen im redaktionellen Bereich und ist ausserdem Mitglied in der Galerie FOTOHOF in Salzburg.

anna-aicher.com | @anna.aicher

 

Sima Dehgani

In ihrer fotografischen Annäherung »Jewmynka« (2022) spürt Sima Dehgani der Geschichte des ukrainischen Dorfes Jewmynka nach. 1943 wurden fast alle Bewohner*innen des Ortes verschleppt, viele nach München und einige davon nach Neuaubing. Nach Kriegsende kehrten die meisten von ihnen zurück. Ihr Leben wurde jedoch niemals wieder wie vorher. Für die sowjetischen Behörden standen die Rückkeh- rer*innen unter dem Generalverdacht, freiwillig für den Feind gearbeitet und so kollaboriert zu haben. Die Hinweise auf ihre Zeit als Zwangsarbeiter*innen wurden von vielen vollständig vernichtet. Das Thema war lange tabuisiert; etwas, worüber geschwiegen wurde. Die Fotografin dokumentiert Geschichten und Erinnerungen sowie aktuelle Lebensrealitäten von Zeitzeug*innen und ihren Familien.

Sima Dehgani, geboren 1985, studierte Kunst und Multimedia an der LMU und im Anschluss Fotografie an der Akademie der Bildenden Künste München bei Dieter Rehm. Sie arbeitet als frei- berufliche Fotografin für redaktionelle Auftraggeber*innen im Bereich Portrait und Reportage. In ihren dokumentarischen Projekten beschäftigt sie sich mit unterschiedlichen Aspekten der Migration. Dabei interessieren sie neue Ansätze und Konzepte zur Visualisierung. Von 2019 bis 2021 war sie Mitglied des Fotodoks Kurator*innenkollektivs.

simadehgani.com | @simadehgani
 

Carmen Dobre-Hametner

In dieser Serie werden die fotografischen Bedingungen der ersten Porträts des 19. Jahrhunderts mit zeitgenössischen Mitteln neu inszeniert, und zwar in Form einer langen Belichtungszeit von einigen Minuten, während der die Porträtierten völlig still bleiben müssen. Wie Walter Benjamin erklärt, sind diese auratischen frühen Bilder – auf denen die Personen in sich geschlossen, in sich versunken und von der Anwesenheit der Kamera ungestört erscheinen – das Ergebnis einer Konvergenz zwischen Technologie und sozialem/historischem Kontext. Die ersten Porträtierten wussten nicht, wie man posiert, und ihr historischer Moment war der Beginn der industriellen und wirtschaftlichen Entwicklung, die in unserer Gegenwart ihre Grenze erreicht zu haben scheint. Die meisten Personen, die auf den ersten Fotografien zu sehen sind, gehörten einer aufstrebenden Klasse an, die noch nichts von der bevorstehen- den imperialistischen Degeneration ahnte und eine Zukunft voller Möglichkeiten vor sich hatte.
Zeitgenössische Porträtierte sind an die fotografische Pose gewöhnt und sich ihrer sozialen Implikationen bewusst. Ihre kontinuierlich aufgezeichnete Präsenz nimmt die Form intensiver Konzentration an, die darum ringt, im Moment zu bleiben, sich an die fließende Zeit zu klammern, anstatt einfach vor der Kamera zu existieren. Die nüchterne, frontale Pose verwandelt sich auf subtile Weise in einen Ausdruck des Unbehagens, der dem sozialen und politischen Kontext entspricht, mit dem wir heute konfrontiert sind. Wir leben in einer Zeit des unruhigen Wartens, die durch das allmähliche Scheitern der alten Formen der Organisation komplexer Gesellschaften und das Fehlen neuer Wirtschafts- und Regierungsformen gekennzeichnet ist, die die Umweltveränderungen verhindern könnten, die die Welt in nicht allzu ferner Zukunft unbewohn- bar machen könnten. Die Zukunft scheint verbraucht.

Carmen Dobre-Hametner (geboren 1978 in Rumänien) lebt und arbeitet in München. Ihre Ausbildung absolvierte sie an der Nationalen Universität der Künste in Bukarest (BFA in Fotografie und Videokunst). Im Jahr 2015 promovierte sie an der Universität der Künste in Bukarest mit einem Forschungsprojekt über die Furry-Community.

carmendobrehametner.de

 

Priscillia Grubo

Die Portraits sind ein Teil der #NWORTSTOPPEN-Kampagne in München, welche das Ziel hat, die Nutzung des N-Wortes legal zu unterbinden.
Auf der Seite von noirsociety.de wird gefordert: „Zur Verhinderung weiterer Reproduktion von Rassismen durch Nicht-Schwarze Menschen und Retraumatisierung der afrodiasporischen Bevölkerung muss der Gebrauch des Begriffes von Nicht-Schwarzen Menschen in Nicht-Schwarzen Räumen gestoppt werden. Dafür wurde eine Online Petition, in Verbindung mit einem Antrag zur Ächtung des N-Wortes, an den Migrationsbeirat der bayerischen Landeshauptstadt München gestellt.“
Seit 2.2.2022 erkennt die Landeshaupstadt München das N-Wort als rassistisch an und hat dieses geächtet.

Priscillia Grubo, geboren 1994 in Frankreich, ist eine Portrait- und Reportagefotografin. Nach dem Studium, in dem sie Film und Videoschnitt lernte, zog sie 2017 nach München, mit dem Ziel professionnelle Fotografin zu werden. In ihrer Arbeit erforscht sie insbesondere Themen, die mit Identität und der Darstellung von Individuen zu tun haben.

pgrubo.com | @priscilliagrubo
 

Verena Kathrein

»Then I would like to make a happy end for once« basiert auf einem Dialog zwischen der Fotografin Verena Kathrein und der Künstlerin und Autorin Ariane Müller, der 2016 in Rom begann. Die Arbeit ist zum einen eine Auseinandersetzung mit dem Medium der Fotografie, ihrer Präsenz und ihrer Entscheidung für den Moment, und ein Ineinander- falten von zwei Feldern: der Komödie und des Feminismus.

Es sind auch zwei Personen oder Figuren, die sich in dieser Recherche begegnen. Die italienische Feministin Carla Lonzi, die in den 70er Jahren gemeinsam mit der Künstlerin Carla Accardi die Rivolta Femminile gründete und die Figur des Pulcinella, der in der Comedia dell'arte für die Stadt Neapel steht und dem Giorgio Agamben 2015 ein Buch gewidmet hat. Die gemeinsame Lektüre und die Übersetzung von Lonzis Diario di una Femminista und Agambens Pulcinella ovvero divertimento per li regazzi stand am Ausgangs- punkt einer Recherche mit dem Ziel, Bilder zu finden, für etwas, das entweder zu traurig ist, als dass man es sagen kann, oder aber zu komisch, als dass man es aussprechen kann. Am Rand der Sprache findet sich dann auch das Weinen oder Lachen, in das sich die Sprache in der Unmöglichkeit etwas zu sagen auflöst. Verena Kathreins Fotografien entstanden im Rahmen von Streifzügen durch Neapel. Sie hebt darin jenen Alltag auf die Bühne, der sich ihr im nächsten Moment wieder entziehen wird.

– Ariane Müller, Cornelia Kastelan

Verena Kathrein ist Fotografin und lebt in München. Sie arbeitet einerseits auftragsbasiert als Porträt- und Landschaftsfotografin, andererseits verfolgt sie eigene fotografische Arbeiten. Kollaborationen er- folgten mit Künstler*innen, zuletzt mit Karin Schneider für den Film Milchhof. 2019 und 2021 war sie Teil des kuratorischen und organisatorischen Teams von Fotodoks – Festival für aktuelle Dokumentarfotografie, das alle zwei Jahre in München stattfindet.

verenakathrein.de | @verena_kathrein
 

Denis Klausmann

Die gesellschaftlich leitenden Technologien kreisen um die Fabrikation von Kulturformaten, die auf Aktualisierung angewiesen sind. Vor allem Bilder in Form von Fotografien und Videos sind die primären medialen Träger des heutigen Internets, somit ist die digitale Kultur in hohem Maße eine von Visualität dominierte Kultur. Hierbei scheint der Informationscharakter dieser Bilder nicht mehr von großer Bedeutung zu sein, in erster Linie sollen sie emotional ‘triggern’. Social media befindet sich im Modus des Dauererlebens, User*innen sind auf Aktualisierung angewiesen. So gilt es die profansten, alltäglichsten Dinge festzuhalten und emotional aufzuladen, um sich einen Platz im Wettbewerb um Sichtbarkeit zu sichern. Mit seinem digitalen Profil arbeitet das Subjekt an seiner Singularität und muss hierbei die bei- den gegenläufigen Kriterien der Vielseitigkeit und Kohärenz miteinander verbinden. Parallel findet eine Transformation des Privaten in das Öffentliche, Inszenierte, Performte statt. Mit dem Einzigartigkeitsanspruch der Subjekte geht eine paradoxe Entwicklung einher, die User*innen setzen auf stabile Identitäten, sie verlassen sich auf bereits als erfolg- reich erprobte Inhalte und reproduzieren diese. Das Anders- artige, Besondere scheint hier im Meer des Einzigartigen zu verschwinden. Die Arbeit »Trigger 2.0« ist eine Reaktion auf den von Visualität und Digitalität dominierten Alltag und den damit verknüpften Einzigartigkeitsansprüchen.

Denis Klausmann, geboren 1991, studiert nach einer Ausbildung zum Kameramann seit 2016 bei Prof. Dieter Rehm (Diplom im Juni 2022) an der Adbk München und partizipierte 2020 in der Projektklasse von Prof. Cordula Ditz. Sein künstlerisches Schaffen oszilliert zwischen Fotografie und Bildhauerei. Im Fokus seiner Untersuchungen steht das Verhält- nis von Digitalisierung, Privatsphäre und Singularisierung.

@denisclausmann