Judith Neunhäuserer (*1990) studierte Bild- hauerei sowie Religions- und Kulturwissen- schaft in München und Istanbul. Expeditionen führten sie zur Neumayer-Station III in der Antarktis, in das spanische Untergrundlabor LSC Canfranc und auf der CMA CGM Puget über den Atlantik. 2018 publizierte sie mit dem Debütant*innenpreis der Gedok den Expeditions- bericht „Albedo“ im Hammann von Mier Verlag München. 2021 erschien die zweite Monographie „Tekeli-li“ im Textem Verlag Hamburg.
Hommage to Tethys, 2020; The Primordial Atom, investigated by Clairvoyant Magnification, 2021; Ice Core Composition, 2021
Judith Neunhäuserers Objekte und Zeichnungen nehmen einen unbestimmten Status ein zwischen geologischem Fundstück, Fake, Artefakt, Recherche und Dokumenta- tion. Sie arbeitet in ihrer künstlerischen Praxis zu Abgrenzungsversuchen und ästhetischen wie epistemischen Gemeinsamkeiten von (Natur-)Wissenschaft und Religion. Dabei geht es etwa um Mythen und Träume an der Basis von Entdeckungen, um die Ritualisierung von Forschungsprozessen und um unterschied- liche Fachsprachen und Symbolsysteme zur Formulierung von Modellen von und für Welt. Was sind die Glaubenssätze der Wissen- schaftler*innen, wodurch zeichnet sich ihre Kultur aus? Im größeren sozialen Rahmen erweitert sich die Frage dahingehend: Welche Akteure produzieren welche Formen von Wissen, wie tun sie das (ästhetisch) und woher rührt ihre Autoroität? Welche Weltbilder haben Menschen, wie kommen sie darauf und mit welchen sinnlichen Mitteln drücken sie diese aus?