Hilka Nordhausen
Künstlerin

Hilka Nordhausen (1949–1993) betrieb seit 1976 in der Hamburger Marktstraße die BUCH HANDLUNG WELT. Dort wurden Bücher verkauft, Filmscreenings, Dia-Shows, Lesungen und Performances abgehalten, sowie insgesamt 82 Wandarbeiten u.a. von Kippenberger, Mikesch, Oehms und Roth ausgestellt. Kuratierte Bücherregale entwickelten eine eigene unorthodoxe Kunstgeschichte, mehrere 100 Artzines und kleine handgemachte Literaturzeitschriften wurden hier angeboten. Die institutionskritische Agenda des Ladens artikulierte Nordhausen in dem lapidaren Satz: „Wir wollten auf das herkömmliche Vermarktungssystem pfeifen und beweisen, daß wir autonom sind.“ BUCH HANDLUNG WELT war nicht nur ein wichtiger sozialer Bezugspunkt für Künstler*innen; er war ein genius loci: Ein Ort, an dem Kunst diskutiert, gedacht und in interdisziplinären Konstellationen hervorgebracht wurde. Nordhausen, die an der HfBK Hamburg bei Franz Erhard Walter studiert hatte, bewegte sich in ihrer eigenen künstlerischen Arbeit zwischen konzeptueller Zeichnung und Aktionskunst, später kamen Übermalungen von Büchern und Zeitschriften hinzu. Literarische Produktionen begleiteten die Arbeit von Anbeginn. Insofern war die BUCH HANDLUNG WELT konsequent aus der eigenen künstlerischen Produktion abgeleitet und darin eingebettet. Nachdem Nordhausen den Laden 1983 auch aus wirtschaftlichen Gründen aufgab, zog sie nach Köln und Berlin, wo sie 1993 an einer Krebserkrankung verstarb. Ihr Nachlass wird von Freund*innen und ehemaligen Wegbegleiter*innen in Hamburg betreut.