Susan Schuppli – Can the Sun Lie?

 

“Can the sun lie?”, fragte ein US-Gericht im Jahr 1886, als es über den Beweiswert neuer Formen technisch erzeugter Bilder, insbesondere Fotografien und Film, befand. Diese mittlerweile historische Frage wurde konzeptionell wiederbelebt, als indigene Gruppen im Norden Kanadas öffentlich erklärten, die arktische Sonne gehe viele Kilometer weiter westlich unter als bisher – eine Behauptung, die seither von Wissenschaftler*innen bestätigt wird: Untersuchungen zeigen, dass sich durch thermische Inversionen und die globale Erwärmung eine veränderte Optik des Polareises ergibt. Das Video setzt sich mit der Entstehung eines durch den Klimawandel hervorgerufenen neuen visuellen Regimes auseinander und zeichnet den Streit zwischen Laienwissen und wissenschaftlicher Expertise nach, der auf der COP15 (United Nations Climate Change Conference) in Bezug auf diesen Sonnenstreit aufkam.

Susan Schuppli ist eine in Großbritannien lebende Forscherin und Künstlerin, die in ihrer Arbeit materielle Beweise von Kriegen und Konflikten bis hin zu Umweltkatastrophen und Klimawandel untersucht. Ihre aktuelle Arbeit konzentriert sich auf Eiskernforschung und die Politik der Kälte. Sie hat zahlreiche Publikationen im Kontext von Medien und Politik veröffentlicht und ist Autorin des neuen Buches "Material Witness", das 2020 bei MIT Press erschien. Schuppli ist Direktorin des Centre for Research Architecture, Goldsmiths und als künstlerische Forscherin und Vorstandsvorsitzende von Forensic Architecture tätig.

Part of: Reader Nr 4 im/possible images

Die hier versammelten Beiträge vertiefen Fragen und Themen des Ausstellungsprojekts im/possible images in Essays, Reflexionen, Materialsammlungen und Manuals.
Mit der Idee des begleitenden Publizierens werden in der Reihe der L13 Reader Texte und Bildmaterial zugänglich gemacht, die mit Themen und Fragestellungen der Projekte im Programm der Lothringer 13 Halle in Verbindung stehen und weitere Denkräume öffnen. Die Beiträge werden sowohl online als auch gedruckt vor Ort in der Lothringer 13 Halle bereitgestellt und können von Besucher*innen individuell zusammengestellt werden.