Ausgehend von Filmausschnitten und Fotografien wird die Künstlerin Sandra Schäfer im Gespräch mit der Kuratorin Stephanie Weber Aspekte des Buchs Contested Landscapes vorstellen.
Contested Landscapes ist verschiedenen ländlichen Regionen gewidmet - ihren Landschaften, ihren Produzent:innen und ihrer Arbeit. Die Wege der Familie der Künstlerin Sandra Schäfer und die des Fotografen August Sander kreuzen sich im Westerwald, einer von Landwirtschaft und Bergbau geprägten Region in Deutschland. Vor hundert Jahren hielt Sander dort seine Serie von Bauern fest, darunter auch die Verwandten der Künstlerin. Schäfers "Heimkehr" ist in dem Buch mit drei Arbeiten vertreten, die sich mit den Veränderungen der Landschaft, ihrer Landwirtschaft und Sanders Fotografien sowie mit Amateuraufnahmen aus Schäfers Familie beschäftigen. Beiträge von Schäfers Gesprächspartner:innen reflektieren, wie diese Geister der Vergangenheit in ihrer Arbeit erscheinen. Weitere Künstler:innen und Architekt:innen erforschen den ländlichen Anbau in Thüringen, Südschweden, dem libanesischen Bekaa-Tal, Syrien und Südkolumbien aus feministischer Perspektive und mit Blick auf die Prozesse globaler Ökonomie. Das Buch greift damit auch die drängende Frage auf, wie die landwirtschaftliche Produktion im Kapitalismus neu gedacht werden kann.
Das Buch ist in den Verlagen Archive Books (Berlin) und Camera Austria (Graz) erschienen.
Die Künstlerin Sandra Schäfer beschäftigt sich mit den Herstellungsprozessen von städtischen, ländlichen und transregionalen Räumen, Geschichte und Bildpolitiken. Häufig entstehen ihre Arbeiten entlang von Recherchen, in denen sie sich mit den Rändern, Lücken und Diskontinuitäten unserer Wahrnehmung von Geschichte, politischen Kämpfen, urbanen, ländlichen und geopolitischen Räumen auseinandersetzt. Ihre Arbeiten wurden unter anderem auf der 66. und 67. Berlinale (Forum Expanded), Berlin; Visions du Réel, Nyon; in der Camera Austria, Graz; Museum für Gegenwartskunst, Siegen; Schirn Kunsthalle Frankfurt; Depo, Istanbul; La Virreina, Barcelona; Haus der Kulturen der Welt, Berlin; Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe gezeigt. Sandra Schäfer ist auch Professorin an der Akademie der Bildenden Künste München und assoziiertes Mitglied des feministischen Filmverleihs Cinenova in London. Gemeinsam mit Marina Martinez-Mateo, Rime Abd Al Majeed und Manuela Unverdorben realisiert sie das künstlerisch-philosophische Forschungsprojekt Disignoranz – Sehen im Rassistischen Nebelfeld im Rahmen des Forschungsverbunds für Gegenwartsanalysen, Erinnerungspraxis und Gegenstrategien zum Rechtsextremismus in Bayern (ForGeRex). www.mazefilm.de
Stephanie Weber ist Kunsthistorikerin und arbeitet seit 2014 als Kuratorin für Gegenwartskunst am Münchner Lenbachhaus. Zuvor arbeitete sie als Assistenzkuratorin in der Abteilung für Media and Performance am Museum of Modern Art in New York. Am Lenbachhaus verantwortete Stephanie unter anderem die Ausstellungen Senga Nengudi. Topologien (2019), Gruppendynamik. Kollektive der Moderne (2021, kollektiv kuratiert), Stephan Dillemuth (2018), Rosemary Mayer. Ways of Attaching und zuletzt Natascha Sadr Haghighian (2023). Ihren kuratorischen Ansatz versteht sie selbst als materialistisch, insofern als Kunstproduktion, Prozess und gesellschaftliches Umfeld als ineinander verwoben und dialektisch betrachtet werden. Aktuell bereitet sie mit Karin Althaus und Adrian Djukić eine Ausstellung und Textanthologie vor zur anti-faschistischen Politik des Surrealismus, verstanden als international(istisch)es und fortlaufendes Verfahren.