Lothringer 13 – Vortrag von Luciano Pecoits mit Melida Steinke

 

7.12.2022

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07.12.22, 18 Uhr, Lothringer 13 – Vortrag von Luciano Pecoits mit Melida Steinke

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münchen

Im Rahmen von Recherchearbeiten zum städtischen Kunstraum Lothringer 13 Halle stellte sich heraus, dass an dem Ort, an welchem heute zeitgenössische Kunst präsentiert wird, vor rund 85 Jahren Kunst- und Kulturgegenständen aufbewahrt wurden: Die Immobilie Lothringerstraße 13 wurde 1936 von einer Kunst- und Antiquitätenhandlung als Lagerstandort erworben.

Das vierzigjährige Bestehen der Kultureinrichtung wurde 2020 mit einem Rückblick auf die eigene Geschichte in der Ausstellung over 13 – reflections on an art space gefeiert. Die dort beleuchtete Institutionsgeschichte soll nun um die spezifische Geschichte des Ortes ergänzt werden; steht die Immobilie doch durch die industrielle Erscheinung der Ausstellungshalle unter Generalverdacht, nationalsozialistischen Zwecken der Rüstung gedient zu haben. Diese Vermutung konnte im vorliegenden Fall durch die Aufarbeitung der Bau- und Nutzungsgeschichte bereits zu Beginn der Recherche falsifiziert werden.

Was jedoch aus der Erarbeitung der Nutzungsarten und Eigentumsverhältnisse hervorgeht, ist ein Übertrag von 1939, der als Teil der „Arisierung“ der jüdischen Einrichtungs- und Antiquitätenhandlung L. Bernheimer KG bestätigt werden konnte.1

Luciano Pecoits breitet anhand von historischem Archivmaterial seine künstlerische Recherche nach aktuellem Stand aus und bringt zusammen mit der Kunsthistorikerin Melida Steinke den dargelegten Sachverhalt in einen größeren Kontext der Kunst- und Kulturgeschichte. Gleichzeitig impliziert der Vortrag Fragen nach der Bedeutung derartiger Zusammenhänge für die Gegenwart und interessiert sich für Vermittlungsarbeit und alternative Handlungsräume.

In einer anschließenden Diskussionsrunde wird dazu eingeladen, aufgekommenen Fragen gemeinsam nachzugehen und diese im Dialog zu verhandeln.

1 Die Bezeichnungen der nationalsozialistischen Doktrin, wie „Arisierung“ und andere beziehen sich ausschließlich auf die „rassische“ Definition des NS-Regimes und sind für die Erfassung der Ereignisse notwendig. „Jüdisch“ meint beispielsweise in stark verkürzter Form unabhängig von ihrem Selbstverständnis aufgrund ihrer Abstammung durch die nationalsozialistische Rassenideologie als „Juden“ Geltende und den NS-Verfolgungsmaßnahmen Unterworfene.

 

Der Vortrag findet statt in Kooperation mit dem Festival "Erinnerung als Arbeit an der Gegenwart" der Kammerspiele München.

Der Eintritt ist kostenfrei.
Der Vortrag findet in Deutscher Sprache statt und dauert ungefähr eine Stunde.

Der physische Zugang zum Vortragsraum ist durch eine Treppenstufe nicht barrierefrei. Die Eingangstüre misst eine Breite von 82 cm.

Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung wird empfohlen.