Mit Beiträgen von Ashley Holmes, Forum Queeres Archiv München e.V. & Philipp Gufler, Helen Cammock, Hui Ye & Qu Chang, Jovana Reisinger, Kay Yoon, Maria Margolina, Positionen – Texte zur aktuellen Musik, Radio 80000, Sapir von Abel et al.
Ab September 2023 präsentiert der städtische Kunstraum Lothringer 13 Halle das Projekt On Listening, das internationale künstlerische Positionen, Theoretiker:innen, Schreibende, Aktivist:innen, Archive sowie Community Radiosender zusammenbringt, um Dynamiken von gesprochenen und auditiven Erzählungen zu befragen. Gemeinsam machen die Beiträge die Relevanz und Komplexität des Zuhörens vielperspektivisch erfahrbar und öffnen den Ausstellungsraum für Austausch.
Wem hören wir zu und was erzählen wir wem weiter? Welche Verweise auf soziale und historische Strukturen sind in gesprochener Schilderung und Tonaufnahmen erhalten und zu entdecken? Was lässt sich aus Musik, Sampling, Aufnahmen und Musiksammlungen ablesen, die uns täglich begegnen? Was sagt uns das Erzählte über seine Zeit, seinen Ort und wie gehen wir damit in der Gegenwart um – gerade auch, wenn uns die Erzählungen losgelöst von ihren geografischen, zeitlichen und kulturellen Kontexten begegnen? Wie relevant sind mündliche überlieferte Geschichten, Erinnerungen und Vielperspektivität für eine alternative Wissensproduktion und Verständnis von sozialen Strukturen und gesellschaftlicher Entwicklung?
Zuhören – in Form einer aufmerksamen, bewussten, aber auch körperlichen Zuwendung – ist ein wesentlicher Schritt zu gegenseitigem Verständnis und gesellschaftlicher Teilhabe sowie Entwicklung. Zuhören meint über das Vertraute und Bekannte hinauszutreten und sich weiteren Perspektiven hinzuwenden. Im Zuhören steckt das Potenzial ausgrenzende Systeme durch emphatische und aufmerksame Orientierungen zu erkennen, indem wir über den eigenen Erfahrungsraum hinaushören. Besonders in Hinblick auf Privilegien und Machtstrukturen, in denen bestimmte Stimmen dominieren und marginalisierte, diskriminierte und/oder strukturell ausgeschlossene Gruppen wenig gehört bleiben und/oder diese sich selbst Gehör verschaffen müssen, kann aktives Zuhören ein Werkzeug sein, diesen Strukturen entgegenzutreten und Raum für relevante, aber oft ungehörte Erzählungen und Erfahrungen zu schaffen.
Die Ausstellung möchte Zuhören als wesentlichen Handlungsraum und -macht für die Reflexion von sozialen Strukturen, Wissensproduktion sowie gesellschaftlichen Prozessen wahrnehmbar machen und dabei Narrative berücksichtigen, die entgegen gewohnter chronologischer Darstellungen auch nicht-lineare und fragmentierte Erzählungen mitdenken.