PART TIME COMMITMENT SERIES – Prologue: What does work mean at the end of the day?
Angela Anderson & Ana Hoffner ex-Prvulovic*, Brigitte Dätwyler, Monique S. Desto, Paula Hurtado Otero, Lena Maria Thüring, Anna Witt
Ab März 2023 finden unter dem Titel PART TIME COMMITMENT SERIES verschiedene Formate in der Lothringer 13 Halle statt, die entlang des Begriffs der Arbeitsteilung die gesellschaftspolitische Wirkmacht des Modells der Vollzeiterwerbstätigkeit verhandeln und abweichende Realitäten prekärer, unbezahlter, Teilzeit- und Mehrfachtätigkeiten erzählen.
Die Arbeiten in der internationalen Gruppenausstellung What does work mean at the end of the day? / Was bedeutet Arbeit am Ende des Tages? befassen sich damit, wie wir Arbeit definieren, organisieren, aufteilen, zuweisen und als Gesellschaft honorieren. Einerseits machen die Beitrage ein weites Feld verschiedener Tätigkeitssbereiche auf, andererseits verweisen sie auf Parallelen und Zusammenhänge zwischen vermeintlich autonomen Sphären.
Die Ausstellungsbeiträge vereinen Stimmen bezahlter und unbezahlter Hausarbeiter*innen, Saisonarbeiter*innen, Industriearbeiter*innen, Servicedienstleister*innen und Kulturporduzent*innen. Entwicklungen wie die zunehmend von migrantischen Arbeiter*innen geleistete Haus- und landwirtschaftliche Arbeit einerseits, der Rückgang menschlicher Arbeit in der automatisierten industriellen Produktion andererseits und zutiefst verinnerlichte Paradigmen einer optimierten Arbeits- und Lebenswelt werden auf konkrete Beispiele bezogen: Was bedeutet Arbeit für jede*n persönlich? Wie wirkt sich die finanzielle Abhängigkeit von Lohnarbeit auf Lebensentwürfe und Biografien aus? Wie eng sind berufliche Tätigkeit und Selbstidentifikation aneinander geknüpft? Wie schreiben sich Erfahrungen von Flucht, Gewalt und Traumata in berufliche Werdegänge ein? Wo verlaufen die Grenzen zwischen Selbstbestimmung und Zwang, Existenzsicherung und Erfolgsversprechen, Verpflichtung und Ambition?
In vielstimmigen Erzählungen wird das enge Beziehungsgeflecht spürbar zwischen Identität und Erwerbsbiografie – ungleich verteilt auf den Achsen von Abhängigkeiten, Krisen, Prekarität und Ausbeutung auf der einen, Bestandssicherung, gesellschaftlicher Anerkennung und Selbstverwirklichung auf der anderen Seite. Arbeit im Kapitalismus wird in ihren Auswirkungen auf Einzelne wie auch für das von allen geteilte Ökosystem thematisiert. Im Hintergrund läuft daher die Frage nach einem nachhaltigen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell mit, in dem Leistung nicht als einziger Indikator für den Wert von Menschen herangezogen wird.