Residency and exhibition platform ⋮

 

8.11.—17.11.2024

format

plattform

termine

23.10.24, 19 Uhr, Vortrag von JONIDA GASHI und ARMANDO LULAJ
Ort: Akademie der Bildenden Künste München, Neubau, Raum E.O1.23

24.10.24, 11 Uhr, Workshop von JONIDA GASHI
Anmeldung unter jourfixe@adbk.de.

25.10.24, 10 Uhr, Workshop mit ARMANDO LULAJ
Anmeldung unter jourfixe@adbk.de

25.10.24, 17:30 Uhr, FILM SCREENING III
Screening Session im Werkstattkino, Fraunhoferstraße 9, Rückgebäude

07.11.24, 19 Uhr, Eröffnung & Konzert von DHERVI
Eröffnung der letzten ⋮ Ausstellungsstruktur, mit einem Live-Auftritt der polyphonen Gruppe des Kulturvereins von Derviçan „Dhervi“.

08.11.24, 19 Uhr, Vortrag von KLODIANA MILLONA und ENDI TUPJA
Präsentation von "I had white cotton in my yard, I fed it, I watered it: A polyphony on femaleness and border geographies".

13.11.24, 19 Uhr, Vortrag von SEZGIN BOYNIK
Präsentation von Pykë-Presje, einer Plattform, die hauptsächlich mit Druckerzeugnissen arbeitet und in Prizren einen unabhängigen Kulturraum und eine Buchhandlung betreibt.

17.11.24, 17 – 19 Uhr, FINISSAGE + KONZERT VON ROSI

Halle, Studio, lokal [vorne]

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Das simultane Interpunktionszeichen, ⋮ – in der Mathematik auch als vertikale Ellipse [1] beschrieben – ist in der Regel für die Kennzeichnung eines fehlenden Begriffs in einer Matrix reserviert, die von oben nach unten gelesen wird. Wo ein einzelner Wert unbekannt ist oder eine allgemeine Dauer angedeutet werden soll, erscheinen die drei vertikalen Punkte. In der erzählerischen Fiktion [2] verteilt sich die Zeit gleichzeitig auf beide Seiten der Markierung.

⋮ ist eine nomadische Plattform in und zwischen Vlora, Prishtina und München, die sich um das Aufeinandertreffen von zehn jungen KünstlerInnen und interdisziplinären PraktikerInnen dreht, die zuvor keinen Kontakt zueinander hatten und innerhalb einer offenen, wandernden und prozessbasierten Ausstellungsstruktur arbeiten. Der erste Teil des Projekts fand vom 10.06. - 01.08. auf dem südlichen Balkan in Galeria e Bregdetit (Vlora) und Hani i 2 Robertëve (Prishtina, in Zusammenarbeit mit Foundation 17) in Form von intensiven Kurzaufenthalten vor Ort mit anschließenden Ausstellungen statt, die von KünstlerInnengesprächen, Filmvorführungen, Koch- und Listening-Sessions begleitet werden. Der zweite Teil des Projekts findet vom 22.10. bis 17.11. in der Lothringer 13 Halle (München) statt und beschließt die Ausstellungsreihe mit einem groß angelegten Überblick über die Nachwirkungen des Projekts und fungiert gleichzeitig als dialogischer Raum der Begegnung. Dieser Abschnitt wird von Vorträgen, einem Konzert und einer Filmvorführung umrahmt.

Das Projekt operiert in Umgebungen, die sozioökonomisch als radikal unterschiedlich wahrgenommen werden, und zielt darauf ab, Gemeinsamkeiten und Themen zu identifizieren, die geografische Grenzen überschreiten. Da diese Unterschiede (z.B. aus der Perspektive verschiedener Kulturförderpolitiken) sowohl als Determinanten als auch als Treiber von Transformationsprozessen gesehen werden, mit dem Wunsch, eine gemeinsame Basis des ideellen Austauschs und der Erprobung politischer Konditionierung innerhalb solcher Umgebungen zu schaffen, könnte man die Frage stellen: Was geschieht mit dem Bestreiten der Notwendigkeit von austauschgetriebener Entwicklung, Anpassung und zukunftsorientierten Narrativen?

Das Projekt versucht, sich in und durch lokale, internationale, zentrale sowie periphere Knotenpunkte der Produktion und Vermittlung von geopolitischen Interessen inmitten korrumpierter kultureller Einflusssphären zu bewegen. Die aufeinanderfolgenden Aufenthaltsperioden, die einen intensiven Diskurs über Produktion und Repräsentation vor Ort ermöglichen, definieren die räumlich-zeitlichen Parameter der ortsspezifischen Untersuchung nur insofern, als sie auf deren Konditionierung andernorts verweisen. Die daraus resultierende Plattform verkörpert sowohl lineare als auch nichtlineare Dynamiken und nähert sich damit der Wissensproduktion in einem prozessualen, ephemeren und eklektischen Sinne, während sie gleichzeitig auf Vertrauen basiert. Im Wesentlichen: Die Beobachtung von Spezifität (Simultaneität) im ständigen Werden.

Die Produktion von ⋮ ist Teil seiner Vermittlung, in der das Narrativ des Einflusses spekulativ und epistemisch reflektiert werden kann – während es gleichzeitig die Mythen künstlerischer Praxis und die ortsspezifische Parastruktur künstlerischer Produktion anspricht. Zusätzlich zu seiner narrativen Funktion könnte das Gleichzeitigkeitszeichen ⋮ dazu beitragen, multiple, widersprüchliche Ideen zu visualisieren und Skepsis gegenüber der Hierarchie eines von links-nach-rechts lesenden Systems zu wecken. Insgesamt ist die Möglichkeit, eine Plattform für einen langfristigen Austausch zu schaffen, angesichts der historischen und komplexen Migrationsverflechtungen und der konvergierenden geopolitischen Dynamiken von großem Interesse; eine Matrix, die vielfache Simultaneitäten beherbergt.

⋮ wurde von Andrea Veselá und Martin Huber im Austausch mit Elian Stefa, Fabio Toska, Nita Zeqiri, Fitore Isufi Shukriu, Lisa Britzger, Rosa Luckow und Tesa Kabashi entwickelt. Das Projekt wird unterstützt von Akademieverein München, BBK Bayern, Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, BAYHOST, Kulturreferat München, Goethe Zentrum Tirana, Goethe Zentrum Prishtina und ZoomEuropa. TeilnehmerInnen: Laureta Hajrullahu, Martin Huber, Rosa Luckow, Xhulian Millaj, Elsaida Musiq, Elsamina Musiq, Ludwig Neumayr, Hana Qena, Somer Şpat und Andrea Veselá. Programm: Ashikët e Gjakovës, Artjom Astrov, Sezgin Boynik, Dhervi, Jonida Gashi, Tesa Kabashi, Armando Lulaj, luxxuryproblems, Klodiana Millona, rosi, rosi96, Manuel Sékou und Endi Tupja.

[1] Der Begriff stammt aus dem Altgriechischen: ἔλλειψις, élleipsis, und bedeutet „weglassen“.
[2]  Samuel R. Delany suggerierte mit der erfundenen Anwendung, die er für dieses Zeichen vorschlug, eine Unmöglichkeit: dass der Leser zwei oder mehr Handlungen in der für die englische Sprache typischen Lesereihenfolge von links nach rechts aufnimmt, aber, wenn er das Zeichen erkennt, welches die Handlungen voneinander trennt, versteht, dass sie in perfekter Synchronisation miteinander und nicht nebeneinander in einer narrativen Zeitlinie stattfinden.

 

PROGRAMM

Mi, 23.10., 19 Uhr
[Akademie der Bildenden Künste München]
VORTRAG VON JONIDA GASHI UND ARMANDO LULAJ
Der Vortrag findet im Neubau, Raum E.O1.23 statt. Jonida Gashi und Armando Lulaj zeigen MANIFESTO des Debatik Center of Contemporary Art, ein multidisziplinäres Projekt, das KünstlerInnen, KuratorInnen, HistorikerInnen, ArchitektInnen, SchriftstellerInnen, KulturtheoretikerInnen, AlbanerInnen oder Nicht-AlbanerInnen usw. zusammenbringt, um über den aktuellen Stand der zeitgenössischen Kunst in Albanien und darüber hinaus zu reflektieren, mit dem Ziel, ein „Momentum“ zu provozieren, das in der Lage ist, das aktuelle künstlerische und historische Narrativ zu durchbrechen, indem eine Alternative vorgeschlagen wird. In Anbetracht der aktuellen politischen und geografischen Lage bietet sich diese Bewegung als antagonistisches Projekt und Ideenlabor in einem Gebiet an, in dem das neoliberale Experiment in Verbindung mit zeitgenössischer Kunst offensichtlicher denn je ist. Im Gegensatz zu vielen seiner Nachbarländer hat Albanien keine große historische Erzählung erfunden. Hier sind die Bedingungen der Moderne immer noch in der Lage, verschiedene Möglichkeiten für die Kunst zu eröffnen, Möglichkeiten, die entwickelt werden können, ohne Situationen und Erfahrungen zu wiederholen, die anderswo bereits stattgefunden haben. Das Projekt Manifesto analysiert und bearbeitet diese Besonderheiten seit mehreren Jahren in seinen ersten beiden Ausgaben, Manifesto HIJACKING (2022) und Manifesto DESERTION (2023). In dieser dritten Ausgabe kommt Manifesto als GROSSE WELLE (2024-25) und schlägt eine neue Bewegung in den visuellen, kinematografischen, theoretischen und politischen Künsten vor: eine Bewegung, die die Vergangenheit des Landes zusammen mit seiner aktuellen neoliberalen Konsolidierung dekonstruiert und eine kritische retrospektive Perspektive bietet, die sich auf die soziale Realität konzentriert und eine neue historische Erzählung der albanischen Kunst und Gesellschaft vorschlägt.

Jonida Gashi ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Kunststudien an der Akademie der Wissenschaften Albaniens (AShSh). Ihre Forschungsinteressen umfassen zeitgenössische Kunsttheorie und -kritik, Filmtheorie und Filmgeschichte sowie die künstlerische Erfahrung des Post-Sozialismus im heutigen Albanien. Derzeit arbeitet sie an ihrer ersten Monografie über die Wochenschauen und Dokumentarfilme der kommunistischen Schauprozesse in Albanien und deren Einfluss auf das sozialistisch-realistische Kino Albaniens. Gashi ist Chefredakteurin von Art Studies, das jährlich von der Akademie für Albanische Studien herausgegeben wird, und eine der GründerInnen des Debatik Center of Contemporary Art (D.C.C.A). debatikcenter.net

Armando Lulaj ist Autor von Theaterstücken, Texten über Risikobereiche, Filmemacher und Produzent von Konfliktbildern. Seine Forschung ist darauf ausgerichtet, die Grenze zwischen wirtschaftlicher Macht, fiktiver Demokratie und sozialer Ungleichheit in einem globalen Kontext zu betonen. Im Jahr 2003 war er Mitbegründer des Debatik Center of Contemporary Art. In seiner heutigen Form ist das D.C.C.A ein Zusammenschluss von KünstlerInnen, FilmemacherInnen, KuratorInnen, AkademikerInnen usw., die versuchen, die Funktionsweise unserer heutigen Gesellschaft zu beleuchten, aber auch das nötige Handwerkszeug anbieten, um sich alternative Zukünfte und Strategien des Widerstands gegen den Status quo vorzustellen. Lulajs Arbeiten sind Teil wichtiger öffentlicher und privater Sammlungen.

Do, 24.10., 11 Uhr 
[Lothringer 13 Halle]
WORKSHOP VON JONIDA GASHI
„The Archive and the Disaster“ wird sich auf die Sammlung des Zentrums für künstlerische Dokumentation (Zentrum für Kunststudien, Akademie der Wissenschaften Albaniens) und die Dringlichkeit sowie die Herausforderungen des Aufbaus eines umfassenden Archivs mit dokumentarischem Material über die Entstehung und Entwicklung der postsozialistischen Kunst in Albanien konzentrieren. Eine Schlüsselfrage, die während des Workshops aufgeworfen wird, ist, ob und wie das Archiv als Werkzeug zum Verständnis nicht nur der Vergangenheit, sondern auch der Gegenwart genutzt werden kann. Anmeldung via jourfixe@adbk.de.

Fr, 25.10., 10 Uhr
[München Hauptbahnhof]
WORKSHOP VON ARMANDO LULAJ
„Walking the Process“ wird ein langer Spaziergang durch die Stadt oder den Wald sein, der sich auf die Bedeutung des Prozesses im Werk der KünstlerIn konzentriert, aber vor allem auf die künstlerischen Haltungen (in der Vergangenheit und in der Zukunft), die mit der Entscheidung der KünstlerIn zusammenhängen, sich nicht in das Kunstsystem zu integrieren. Es wird auch untersucht, wie wichtig es ist, das System der politischen Macht, einschließlich des Kunstsystems, zu erlernen und ihm seine eigenen Regeln aufzuerlegen, und zwar durch den mühsamen Prozess des Schaffens. Treffpunkt auf Gleis 21. Anmeldung via jourfixe@adbk.de.

Fr, 25.10., 17:30 Uhr 
[Werkstattkino,Rückgebäude, Fraunhoferstraße 9]
FILMVORFÜHRUNG III
Letzte Filmvorführung der Veranstaltungsreihe, kuratiert von Elsaida Musiq, Elsamina Musiq und Xhulian Millaj. Mit Beiträgen von: Ornela Alia, Nora Bzheta, Efijeni Kokëdhima, Agrina Vllasaliu, Jozefina Vokrri. Weitere Informationen unter werkstattkino.de.  

Do, 07.11., 19 Uhr
[Lothringer 13 Halle]
ERÖFFNUNG + KONZERT VON DHERVI
Eröffnung der letzten ⋮ Ausstellungsstruktur, mit einem Konzert der polyphonen Gruppe des Kulturvereins von Derviçan „Dhervi“.
Dhervi ist eine Gruppe griechisch-albanischer Sängerinnen, die die alte Tradition des mehrstimmigen Gesangs aus der Region Epirus bewahren und praktizieren. Sie leben in dem griechischsprachigen Dorf Derviçan in Südalbanien an der Grenze zu Griechenland und gehören zur griechischen Minderheit in Albanien. Sie singen sowohl auf Griechisch als auch auf Albanisch und setzen damit eine Gesangstradition fort, die durch die Migration unterbrochen und zersplittert wurde, die die Region und ihre Identität stark geprägt hat.

Fr, 08.11., 19:00 Uhr
[Lothringer 13 Lokal]
VORTRAG VON KLODIANA MILLONA UND ENDI TUPJA
Präsentation von "I had white cotton in my yard, I fed it, I watered it: A polyphony on femaleness and border geographies". Das Projekt spürt der Stimme als Medium in der Folkloretradition durch eine polyphone Topographie der Klangmaterialität nach. Eine doppelte Zugehörigkeit zwischen Sprachen und Kulturen an den Rändern bietet Möglichkeiten, Formen des „Südens“ in Europa zu betrachten, Gesten, die eine Architektur der Stimmen formen, und die hierarchischen Migrationspraktiken, die sich auf letztere auswirken. Anhand von Gesangseinheiten, Aufnahmen, Interviews und der Transkription und Übersetzung von Liedtexten erforscht das Projekt, wie Sprache und Musik mit dem Territorium, mit Praktiken der Migration und (Un-)Mobilität verbunden sind. Körper sind sowohl Archive als auch Medien, deren Wege unterbrochen sind, die aber dennoch bewahrt und aktiviert werden. Das Projekt wurde im Rahmen von EMAP - European Media Art Platform and Residency Programme bei Onassis Stegi realisiert.

Klodiana Millona (*1990, AL) ist eine Forscherin, Raum- und Bildgestalterin, die mit Hilfe von bewegten Bildern, Ton und Text innerhalb und gegen die Architektur arbeitet. Ihre Arbeit basiert auf der Politik des Raums in Bezug auf Körper, insbesondere auf der Politik der Unsichtbarkeit und der unsichtbar gemachten räumlichen Praktiken, die der Hyper-Sichtbarkeit bestimmter Körper gegenübergestellt werden, die durch Überwachungsregime mobilisiert werden. Sie betrachtet das Erstellen von Karten als eine Praxis des Auslöschens, Extrahierens und Produzierens historischer Brüche und verwendet Counter-Mapping, um alternative Kartografien zu konstruieren, die die integrale Rolle der Staatsarchitektur bei der Bildung nationaler Identität aufzeigen. Derzeit ist sie Stipendiatin an der Jan van Eyck Academy. millonaliu.com 

Endi Tupja ist eine Künstlerin, Filmemacherin und Kulturschaffende, die zwischen Berlin und Tirana lebt. Ihre Forschung konzentriert sich auf das Experimentieren mit Strategien der Erinnerungswiederherstellung, Visualität und den unterlaufenen Geographien, die Identität und Geschichte beeinflussen. Im Jahr 2022 war sie Teil des Fellowship-Programms für Kunst und Theorie am Künstler*innenhaus Büchsenhausen in Innsbruck (Österreich). Ihr Projekt an der Centrale Fies, LIVE WORKS Vol. 10 - Free School of Performance (Dro/Italien), vertiefte ihre Forschung zu performativen Schreib- und Inszenierungstechniken albanischer Frauenstimmen im italienischen Kontext zwischen den 1990er Jahren und der Gegenwart. Für das oben genannte Projekt erhielt sie das Forschungsstipendium CAS SEE Fellowship 2023 University of Rijeka Center for Advanced Studies South East Europe. Derzeit konzentriert sich Endi Tupja auf performatives Schreiben und Mikrobiografien im Raum der Live-Performance und Videoinstallation. Sie beschäftigt sich mit der Aufdeckung von Süd-zu-Süd-Erzählungen der Unterwerfung im Mittelmeerraum.

Mi, 13.11., 19 Uhr
[Lothringer 13 Lokal]
VORTRAG UND PRÄSENTATION VON SEZGIN BOYNIK 
Sezgin Boynik stellt Pykë-Presje vor, eine Plattform, die hauptsächlich mit Druckerzeugnissen arbeitet und in Prizren einen unabhängigen Kulturraum und eine Buchhandlung betreibt. Pykë-Presje [pü:k presye, Keil-Comma] ist seit 2021 aktiv; sie produziert experimentelle radikale Publikationen und organisiert Ausstellungen, diskursive Programme und Workshops. Pykë-Presje baut ein Archiv und eine Bibliothek auf, wobei der Schwerpunkt auf der lokalen Geschichte von Volksbewegungen, emanzipatorischen Frauenorganisationen und Klassenkämpfen liegt, die sich den nationalstaatlichen Narrativen widersetzen. In der Lothringer 13 werden drei Ausstellungsprojekte, an denen Pykë-Presje in den letzten Jahren gearbeitet hat, im Mittelpunkt stehen: „From Scratch: Albanian Summer Picaresque“, ein Projekt, das bei der Manifesta Biennale in Pristina 2022 in Auftrag gegeben und ausgestellt wurde. „From Scratch“ befasst sich mit einem experimentellen, von albanischer Musik beeinflussten Musikalbum, das 1984 von den StudentInnen von Cornelius Cardew veröffentlicht wurde - es zeichnet diese einzigartige Begegnung zwischen experimentellen KünstlerInnen und militanten Linken mit einer künstlerischen Installation, einer Publikation und Siebdruckpostern nach. „Film as Political School“ ist ein experimentelles Projekt, das darauf abzielt, die Geschichte des Klassenkampfes im Kosovo durch den Film zu lesen. Das Projekt, das 2023 in Form einer Ausstellung und dreier Broschüren in der Nationalgalerie in Pristina gezeigt wird, befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen dem Niedergang des Sozialismus und dem Aufkommen des Nationalismus in den späten achtziger Jahren und der Art und Weise, wie dies im Kosovo filmisch dargestellt wurde. Abschließend ist „Translated into Socialism“ eine Ausstellung, die sich mit der wenig bekannten Geschichte der türkischsprachigen Gemeinschaft in Jugoslawien, genauer gesagt im Kosovo und in Mazedonien, beschäftigt. Die Ausstellung, die im Oktober 2024 in Salt Galata in Istanbul eröffnet wird, untersucht, wie in einem multinationalen sozialen Kontext eine türkische Identität unter der sozialistischen Ideologie bekräftigt und umgestaltet wurde.

Sezgin Boynik ist Schriftsteller, Herausgeber und Verleger und lebt in Helsinki. Er ist der Gründer von Rab-Rab Press und Mitbegründer von Pyke-Presje. rabrab.net pykepresje.com


So, 17.11. , 17–19 Uhr 
[Lothringer 13 Halle]
FINISSAGE + KONZERT VON ROSI
Ein Abschlusskonzert mit rosi bildet das Ende der Ausstellung. rosi ist während „⋮“ bereits mehrfach aufgetreten und hat sich dabei an die verschiedenen Orte und deren Möglichkeiten angepasst. Für die Lothringer 13 Halle kann sich rosi von einer Ein-Personen-Band zu einer Mehr-Personen-Band erweitern.