Was steht auf dem Spiel, wenn Staaten mathematische Modelle des Zuhörens nutzen, um das Bewegungsrecht von Migranten und Asylbewerbern zu regeln? Dieser Vortrag geht von der sogenannten "automatisierten Dialekterkennung" aus, einer proprietären Software, die das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge seit 2017 in Asylverfahren einsetzt. Meine aktuelle Arbeit zu diesem Thema konzentriert sich speziell auf die "Spektralisierung der Stimme" im Frequenzbereich und betrachtet sie als Ort des Denkens und als Ort des Kampfes und der Intervention. Da die Software der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, versuche ich in meiner Arbeit nicht nur, die von ihr verwendeten Berechnungsmodelle "zurückzuentwickeln", sondern auch zu fragen, wie sie zu Antworten darauf kommt, was ein Akzent oder Dialekt ist und wie ein Akzent eine bestimmte Nation oder eine ethnische Identität definiert. Indem man diese Software als einen materiell-diskursiven Raum begreift, in dem ein (koloniales) Modell dessen, was einen Dialekt ausmacht, angewandt wird, können Fragen über das Zuhören, die Stimme, die Migration und das "Menschsein" artikuliert werden.
Pedro Oliveira ist Wissenschaftler und Klangkünstler und beschäftigt sich mit den kolonialen Artikulationen des (menschlichen und maschinellen) Zuhörens und der Materialität klanglicher Gewalt an Grenzen. Er hat an der Universität der Künste Berlin promoviert und war 2021 Postdoc-Stipendiat am Helsinki Collegium for Advanced Studies der Universität Helsinki.
Begrenzte Teilnehmer*innenzahl. Wir bitten um Anmeldung per Email an projekt@lothringer13.com, Betreff: Oliveira
Sprache: Englisch
Die Veranstaltung mit Pedro Oliveira findet vor Ort im Lothringer 13 lokal statt.
Für alle Veranstaltungen gilt derzeit die 3G Regel (geimpft/genesen/getestet). Bitte weisen Sie einen gültigen Nachweis am Empfang vor.
I Did Not See It Coming wird unterstützt von der Akademie der Bildenden Künste München.